Ehrlich gesagt ist dieser Post aus meinem Herzen direkt ins Internet gelandet. Ich weiß gar nicht ob Ihr damit was anfangen könnt Es geht nicht um Beauty, oder um Fashion. Es ist einfach nur ein Gedankengang.
Ich war so glücklich als ich vor kurzem meinen Rollstuhl erhalten habe. Gefreut habe ich mich nur wegen einer Sache, und zwar habe ich mit dem Ding einen Teil meiner Selbständigkeit zurück den ich aufgrundmeiner Krankheit aufgeben musste. Endlich wieder alleine shoppen, einkaufen, und wenn ich mal zu Post muss brauch ich auch niemanden mehr fragen.
Voller Freude habe ich mich in mein mechanisches Gefährt gesetzt und erstmal eine Runde durch die Innenstadt gedreht.
Für viele Augenblicke habe ich meine Krankheit vergessen, so euphorisch war ich. Doch dann merkte ich diese Blicke. Starrende, beobachtende Blicke aus der Ferne fielen mir auf. Im ersten Moment dachte ich – Quatsch Mia, das bildest du dir nur ein –.
Im DM habe ich ein paar Sachen zusammengesucht. Tolles Gefühl nicht mehr die Krücken in der Hand zu spüren, ich konnte tatschen und swatchen was das Zeug hält. An der Kasse dann aber das nächste merkwürdige Erlebnis. Die Verkäuferin schrie mich an, Sie schrie den Preis so laut, das auch jeder im Laden verstehen konnte dass ich 16,11€ zahlen sollte. Kaum zu glauben aber ich prustete drauf los, weil ich die Situation einfach so komisch fand.
Im Nachhinein habe ich mich aber Gedanken über die Verkäuferin gemacht.
Sie hat diese über-getstylte dicke Frau mit den fetten Afrolocken und dem perfekt (Hallo MAC!) geschminkten Gesicht übersehen und sah nur den Rollstuhl und hielt mich für geistig behindert. Mein Selbstbewusstsein hielt Stand trotz dieser Erkenntnis. So sah ich meinen Vorteil im Rollstuhl meine Lebensqualität zu steigern.
Dann passierte folgendes. Ich fuhr mit dem Rollstuhl auf einer sehr holprigen Straße. Als ich „kurz“ aus dem Rollstuhl aussteigen wollte blieb ich mit meinem Stiefel an der Fußstütze hängen und ich flog natürlich raus. Ich hab mich mal so richtig auf die Fresse gelegt, und von weitem sah ich zwei jeweils aus verschiedenen Richtungen eine Frau und ein Mann auf mich zulaufen um mich in den Rollstuhl zu heben, und mir zu helfen. Nett dachte ich erst aber dieses Ereignis trieb mir so dermaßen die Tränen in die Augen, und zwar nicht weil ich schmerzen hatte von meinem blutenden Knie, sondern einfach weil nicht diese Art wie mit mir umgegangen wird ertragen konnte.
Die beiden hatten so viel Mitleid in Ihren Augen. Ich gebe den Menschen im meiner Umgebung das Gefühl mitleid mit mir zu haben, und alleine dieses Gefühl tut mir so weh. Ich will nicht dass man Mitleid mit mir hat, Ich will keine bemitleidenden Blicke. Ich will nicht das Arme Mädchen sein die so jung ist und nicht laufen kann. Ich will das nicht, und ich kann nichts anderes dagegen tun als weinen weil ich mit der Situation nicht umgehen konnte. So bin ich nicht und ich will das nicht sein. Ich bin stark und groß, und mental voll da. Ich habe so viele andere Sache in meinem Leben geleistet die vergessen werden weil ich jetzt „das arme Mädchen im Rollstuhl „ bin.
Ich vergesse ausnahmsweise mal meine Krankheit und dann kommt dieses Mitleid und ich weiß wieder da stimmt was nicht mit mir.
Da war dann noch dieses Mädchen, mir der ich schon Jahre nicht mehr rede. Warum wir streit haben? Ich weiß es gar nicht mehr, und es war mir auch egal. So habe ich sie ständig ignoriert während sie mir hässliche Blicke zuwarf. Da sah sie mich letztens in meinem Rollstuhl, die Miene verzog sich zu einem….ihr dürft raten. Mitleid!
Ich überlege ob ich auch so war als ich noch gehen konnte. Habe ich kranke Menschen direkt alles verziehen, und nur noch die Krankheit gesehen? Habe ich Menschen in Rollstühlen bemitleidende Blicke zugeworfen? Ich erinnere mich nicht.
So musste ich schmerzlich kennen lernen wie viel mitleid ich geschenkt bekomme, und ehrlich gesagt weiß ich auch gar nicht warum es mir so weh tut. Wahrscheinlich sehe ich nicht das in mir was die Leute sehen. Ich sehe eine modeaffine Frau mit einem Hang zu Übertreibung, und eventuell zu viel Schminke. Was die anderen Menschen sehen? Eine Frau im Rollstuhl!
Versteht mich nicht falsch, auf keinen Fall sehe ich Neid als erstrebenswert. Ebenso wenig wie Mitleid. Neid und Missgunst ist einer der hässlichsten Charaktereigenschaften die es gibt. Aber wer neidisch ist versucht dieses auch nicht direkt jedem zu zeigen wie mitleid, oder?
Catlicious meint
Ich möchte gar nicht etwas allzu gefühlsduseliges schreiben, auch wenn Dein Beitrag mir schon zu Herzen geht.
Ich möchte es einfach aus der anderen Sicht erklären. Ein sehr guter Freund von mir hat nur einen Arm und als ich ihn kennengelernt habe, hatte ich immer das Gefühl, ihm helfen zu müssen. Nicht, weil er so hilflos war oder wirkte, sondern weil ich ihn unterstützen wollte, egal, ob er ein volles Tablett in der Kantine tragen musste oder eine Flasche nicht öffnen konnte. Im Laufe der Zeit habe ich ihn "nur noch als den guten Freund" gesehen, der er nun mal für mich ist. Ich denke keine Minute über sein Handicap nach. Und wenn er Hilfe braucht, sagt er es mir. Er hat lange eine Prothese getragen und das eigentlich nur wegen der Blicke anderer Menschen, was ganz schön traurig ist.
Für fremde Menschen und Aussenstehende ist es einfach schwierig, leider, mit einer Behinderung egal welcher Art, umzugehen. Es wird oft nicht daran gedacht, dass sehr wohl viel Lebenqualität möglich ist, auch wenn man eingeschränkt ist. Ich denke auch, wenn ich ein junges Mädchen im Rollstuhl sehe, sie tut mir Leid. Ja, das ist wohl so. Auch wenn man das sicher selbst nicht hören möchte, denn wer will schon Mitleid. Du bist stark und selbstbewußt und solltest einfach denken, die Menschen schauen Dich an, weil sie Dich hübsch finden, oder vielleicht auch mal overdressed und overblushed :o))
Und es wird immer Tage geben, wo Du Blicke nicht gut ab kannst. Aber das hat doch jeder. Ich denke auch oft, der schaut mich nur an, weil ich zugenommen habe, nen Pickel habe oder sonst was und bestimmt nicht, weil ich so hübsch, toll, außergewöhnlich bin.
Für mich ist die KleeneMelle81 ein wahnsinnig tolles Beispiel, sie geh so positiv mit sich und ihrem Leben um und zeigt allen, was möglich ist. Und sicher ist für sie auch nicht jeder Tag strahlend.
Du bist richtig wie Du bist und zweifeln und weinen darf jeder, nur nicht verzweifeln, meine Liebe. Ok?
Liebe Grüße!
Mia meint
Ganz plump ausgedrückt muss ich damit Leben. Das habe ich eingesehen, und das ich noch am Anfang bin damit umgehen zu müssen ist ja auch noch eine andere Sache. Ich denke ich werde auch noch lernen 🙂
Anonym meint
Ich kann dich verstehen. Ich kenn das, wenn auch anders. Ich habe seit einer OP kurz nach meiner Geburt einen entstellten Oberschenkel. Ich wurde zwar nie mitleidig, aber sehr oft mit Ekel betrachtet. Das ist irgendwie verwirrend gewesen und tat weh. Gut, die Zeit ist lange vorbei – zum einen weil ich nicht mehr unbedingt kurz bekleidet rumrenne. Zum anderen: ich sehe ich diese Blicke nicht mehr. Übrigens genausowenig wie die Blicke "die ist ja fett". Ich sehe sowas einfach nicht mehr.
Ich stelle mir vor, dass da ein ähnlicher Mechanismus dahinter steckt wie in dem Fall: kennst du das, dass man, wenn man in einer Beziehung ist, keinerlei Augen mehr für andere Männer hat? Es sind einfach nur Männer, vielleicht Freunde. Aber da ist irgendwie kein Blick für "mehr". Man wird auf dem Auge irgendwie betriebsblind.
Und so stelle ich mir das auch bei anderen vor. Mir sind die anderen nicht mehr wichtig, mir ist ihre Meinung nicht wichtig, ihre Gefühle (Mitleid, Ekel, was auch immer) auch nicht. Und wahrscheinlich sehe ich es deswegen nicht mehr. Ich bin mit mir im Reinen. Mag mich wie ich bin.
Und für dich ist das alles noch neu. Und der Rollstuhl ist für dich auch noch nicht selbstverständlich (deswegen ja auch die große Freude über die neu gewonnene Freiheit). Mit der Zeit wirst du ihn aber immer selbstverständlicher empfinden, nicht mehr über ihn nachdenken, nicht mehr darüber wie du damit aussiehst – was auch immer. Und ich glaube das wirst du dann ausstrahlen und a) die Blicke übersehen und b) auch die selbe Reaktion hervorrufen: Selbstverständlichkeit.
Ich persönlich fände es übrigens interessant, wenn du dich hier so zeigen würdest wie du nun häufiger anzutreffen sein wirst: mit Rollstuhl. Ganz selbstverständlich. Er gehört zu dir dazu. Und du würdest der Welt zeigen: hey yo, gibt da ein kleines Handycap, aber schaut mich an: ich bin stolz, ich seh toll aus, ich liebe mich wie ich bin. Für mich wärs der Inbegriff von Selbstverständnis und Selbstliebe. Aufklärung, Vorbildfunktion.
Musst du natürlich nicht. Ist ganz allein deine Entscheidung und es ist genauso ok, wenn du das eigentlich weiter aus dem Blog raushalten willst.
Kopf hoch – das wird besser mit der Zeit!
Mia meint
Du hast recht.Daran habe ich auch schon gedacht. Nur ich selbst kann steuern wie sehr es mich verletzt indem ich einsehe das es einfach ist wie es ist. Diesen Prozess den ich mit meinem Körper (Fat Acceptance) durch gemacht habe wird sich auch auf mein Rollstuhl-Leben projizieren lassen. Leider bin ich da noch nicht so weit, daher wird das wohl noch eine Weile dauern bis der Rollstuhl zu sehen sein wird.
Tinas Lounge meint
Hallo Mia,
ich hatte gerade schon einen halben Roman getippt, aber das würde den Rahmen sprengen hier in den Kommentaren. Ich versuche, mich kurz zu fassen.
U. a. durch Erfahrungen mit einer Freundin, die durch Kinderlähmung im Rollstuhl saß, kann ich sagen, die meisten Menschen haben Berührungsängste und das äußert sich in vielen Dingen. Mitleidige Blicke, gaffen, weggucken und ignorieren, lautes und überdeutliches Reden, Fragen an einen Begleiter richten, nicht an den Menschen, der eigentlich gemeint ist, etc. Es wird bestimmt dauern, bis Du das wegstecken kannst, aber es wird klappen. Du bist stark und wirst weiterhin den Rollstuhl genießen und höchstwahrscheinlich etlichen "dieser Menschen" eine Lektion erteilen. Mitunter wird man sich für andere fremdschämen, lachen (wie Du es schon getan hast) und wahrscheinlich auch Tränen vergießen, aber am allermeisten wirst Du die neue Freiheit genießen, auch wenn viele das so nie sehen werden.
Liebe Grüße, Tina
Mia meint
Ich hoffe ich kann das alles bald so wegstecken, und von mir schütteln. Ich genieße natürlich im Moment die große Mobilität, und versuche nicht mehr an "diese Menschen" zu denken:)
Alina Adé meint
also erstmal, das bild ist wunderschön! du bist so hübsch!
und zu deinen "erlebnissen", das ist bestimmt schwer für dich, ich kann nicht sagen "ich versteh das", weil ich mich dort nicht auskenne. aber ich weiß, das du eine starke frau bist und das du das hinkriegen wirst! ich wünsch dir alles glück der welt ♥
Anonym meint
Mach dir keine Sorgen, das wird bestimmt nicht so lange dauern. Ich denke, wenn man einmal etwas an sich hatte (und bei uns ist es nun mal "dick sein") was man durchaus mühevoll gelernt hat zu lieben, dann fällt es einem bei weiteren Dingen leichter.
Übrigens: ich bin heil froh, dass ich erst nach meiner Pubertät dick geworden bin. Ich war als Jugendliche sehr sehr schlank (fast schon mager) und musste damals sehr mit den Kommentaren zu meinem Oberschenkel kämpfen. Und das in einer Lebenphase, in der man ja emotional eh schon am Arsch ist ;). Ich bin sehr froh, dass ich mit meinem Dick-Sein erst als Twen klar kommen musste, da fällt wenigstens dieses enorme emotionale/pubertäre Hin-und-Her weg ;). Ich komme heute sogar besser mit meinem Dick-Sein klar, als mit meinem Oberschenkel. Das liegt denke ich wirklich auch daran, dass ich erst als Erwachsene dick wurde und das eben auch in einem erwachsenem Umfeld (Freunde, Arbeitskollegen usw.). Damit ließ sich besser arbeiten und man konnte sich besser akzeptieren lernen.
Von daher: Alles wird gut, wirst schon sehen.
Cate Insane meint
Ich finde es wirklich toll, dass du so offen über deine Gefühle schreibst und uns auch mal deine Sichtweise näher bringst.
Ich kann deine Ansicht zu dem Thema schon sehr gut verstehen. Niemand will so mitleidig angesehen oder behandelt werden, denn man möchte weiterhin ein ganz normaler Mensch sein und nicht irgendwo als behindert abgestempelt und in eine Schublade gesteckt werden – schon gar nicht, wenn man sich nicht so fühlt.
Andererseits habe ich es schon einige Male erlebt, dass wenn man einen Behinderten genau so behandelt hat wie jemand anderen, man als rücksichtslos und schlecht erzogen bezeichnet wurde. Und das wiederrum finde ich auch nicht ok und kann da auch die Leute verstehen, die einem Behinderten dann lieber besonders viel Mitgefühl/ Mitleid entgegen bringen. Verstehst du, was ich meine?
Behinderte wollen nicht anders behandelt werden, haben aber viele Vorzüge (z.B. Behindertenparkplätze, freie Eintritte, besonders tolle Plätze bei Veranstaltungen) und wenn man sie wie alle anderen behandeln und ihnen diese Vorzüge verwehren würde, wäre es auch wieder falsch.
Es ist einfach wahnsinnig schwierig, da einen Mittelweg zu finden. Man kann es beiden Seiten nicht recht machen. Das ist meine Meinung dazu.
Ist es dir denn jetzt gar nicht mehr möglich, ohne Rollstuhl was zu erledigen? Oder gibt es auch mal Tage, wo es besser klappt und du z.B. auch mal ohne Rolli Einkaufen gehen könntest?
Mia meint
Ich verstehe was du meinst. Denoch glaube ich schon, es lässt sich erkennen wer hilfe benötigt und diese auch will, und wer nicht.Wobei das lässt sich auch nicht genau sagen.
Die oben genannten Vorzüge gelten nur für Behinderte mit einem Schwerbehindertenausweis, welchen nicht jeder der Behindert auch besitzt,
Ich nutze den Rollstuhl nur draußen. Zu Hause versuche so gut wie Möglich mein natürliches Bewegungsmuster zu erhalten, um nicht allzu bequem zu sein. Es ist gibt sehr selten einen Tag an dem ich wenige Schritte ohne Probleme laufen kann, aber alles was kurz ist versuche ich zu lauf-humpeln. Einkaufen wäre aber im Moment unmöglich.
Alegra meint
Oh Mann, das ist echt hart irgendwie, man weiß auch gar nicht, was man sagen kann, aber: Ich hoffe ehrlich, dass es dir selbst nur so schwer fällt in der Phase, in der es für dich neu ist, im Rollstuhl unterwegs zu sein. Ich hoffe, dass deine Überforderung mit der Zeit vefliegt – dann wird es zwar sicherlich immer noch passieren, dass du mitleidende Blicke erhälst, aber die prallen dann vielleicht besser ab? Ich stimme dir nämlich voll zu, Mitleid ist oft unerträglich, weil Mitleid von Fremden ja gar kein buchstäbliches Mit-dir-Leiden sein kann, weil sie dich nicht kennen!
Ansonsten fände ich es auch toll, dich Hübsche in deinem neuen Gefährt mal zu sehen 🙂
Liebe Grüße, hoffentlich bis bald :-* ♥
Anonym meint
es gibt viele situationen, in denen menschen angestarrt werden. sei es weil sie zu dick sind oder zu dünn, irgendwelche narben haben, eine motorische behinderung, eine andere hautfarbe, ein seltsames outfit….
ich denke, wenn man den grund, warum man angestarrt wird, selber herbeiführt (sprich wahl des outfits, tattoos, verrückte frisur…) dann kommt man damit vermutlich besser klar als wenn es sich um etwas handelt, das man sich nicht ausgesucht hat.
liebe mia! ich gebe hiermit bekannt, dass ich mitleid mit dir habe! mein mitleid ist so zu verstehen, dass ich es einfach nicht fair finde, dass so eine junge, hübsche, lebenslustige frau wie du ihre zukunftspläne ändern muss, ihren traumjob nicht mehr ergreifen kann (obwohl ich mir denke, warum eigentlich nicht?), einfach in ihrer bewegung eingeschränkt ist und schmerzen hat. mein gott, ich glaube, jeder kann sich ungefähr vorstellen, was es heisst, seine beine nur mehr sehr eingeschränkt benutzen zu können, da kann mir jetzt keiner erzählen, dass das ein klacks ist! mein mitleid sagt dir: "ich finde es einfach scheisse, was dir passiert, aber hey! komm her! ich drück dich jetzt mal ganz fest, wenn du lust hast zu weinen, dann tu es! und ich vielleicht auch… aber weisst du was? du bist eine starke frau! eine wunderschöne frau! und du wirst alles, was in deinem leben noch so auf dich zukommt, meistern! so, und jetzt genug der gefühsduselei! das leben geht weiter!"
ich finde an mitleid nichts schlechtes! was wären wir für menschen, wenn wir kein mitleid hätten? was ist schlimmes daran, zu denken oder zu sagen, "es tut mir leid was dir passiert ist"? ich glaube, das grosse problem ist einfach, dass viele in ein sogenanntes "dauermitleid" verfallen. und das kann natürlich keiner gebrauchen!
ganz ehrlich mia, wenn eine freundin oder ein familienmitglied von dir plötzlich im rollstuhl landen würde, würdest du denjenigen dann ganz gleich weiterbehandeln wie früher? täte er dir nicht leid, auch wenn er noch so selbstbewusst damit umgehen würde? ich glaube nicht…
mia, ich denke es braucht einfach zeit, bis du dich auf diese neue situation einstellst, dich daran gewöhnst. es wird immer wieder menschen geben die dich blöd anschauen, das wird sich auch nie ändern.
aber es wird auch immer mehr menschen geben, die dich als das sehen, was du bist: eine starke, schöne junge frau!
alles, alles liebe!
claudia
ps: ich hab das ganze jetzt aufteilen müssen, ich hoffe, es wirk hintereinander eingestellt, sonst wirkt es doch etwas merkwürdig…
Anonym meint
liebe mia!
ich lese deinen blog schon seit längerer zeit, habe aber noch nie einen kommentar abgegeben. okay, ich gebs zu, ich hab keine ahnung, wie das mit den ganzen konten funktioniert aber ich bin jetzt immerhin draufgekommen, dass "anonym" immer geht 🙂
du bist so eine wunderbare frau! wunderhübsch und sprühend vor leben!
durch dich habe ich es geschafft, mich aus meinem sumpf zu ziehen, mich aufzuraffen und wieder mehr wert auf mein äusseres zu legen.
du hast mir gezeigt, dass man auch in plus-size umwerfend aussehen kann. und durch dich bin ich auf labels und internet-anbieter aufmerksam geworden, die ich alleine nicht gefunden hätte. ich wäre ja gar nie auf die idee gekommen, dass es sooooo tolle klamotten in meiner grösse geben könnte! das war regelrecht ein "aha"-erlebnis für mich!
vielleicht sollte ich erwähnen, dass ich 46 bin, zwar recht gut im world-wide-web zurechtkomme aber bei gewissen dingen offensichtlich "vernagelt" bin 😉
so, nun aber zum thema!
ich habe ja schon in einem früheren post von deiner krankheit erfahren und war damals sehr traurig und bestürzt. es hat mich wirklich getroffen, so, als ob du eine gute freundin von mir wärst und ich hab mir laufend gedacht: "nein, das kann doch nicht wahr sein… das gibt es doch nicht, dass es da nichts dagegen gibt… "
du hast deine situation sehr klar, aber auch sehr einfühlsam beschrieben. genauso wie dein "erstel mal" mit rollstuhl.
weisst du, ich arbeite im verkauf und habe natürlich auch immer wieder mit behinderten zu tun. ich behandle sie gleich wie andere kunden, auch wenn es manchmal etwas schwer fällt. es gibt da z. b. einen mann, dessen gesicht fast zur gänze durch schreckliche brandnarben entstellt ist. da ist es mir am anfang ehrlich gesagt schon schwer gefallen, ihn "normal" anzuschauen. oder eine frau, deren eine gesichtshälfte so eingedrückt ist dass man den verdacht hat, es würden die knochen
darunter fehlen. in so einem fall einen normalen gesichtsausdruck zu bewahren, ist wahrlich nicht einfach.
Mia meint
Liebe Claudia, vielen Dank für deinen Kommentar! Ich freue mich sehr das dir mein Blog zu sagt und ich dich zu mehr Mode inspirieren konnte.
Tatsächlich habe ich auch meine meiste Job-Erfahrung im Verkauf ( neben Schule/Studium). Du hast mich zum nachdenken gebracht. Natürlich hatte auch ich Kunden die anders aussahen und waren. Absichtliche Veränderungen wollen ja meist auffallen, sich abheben und auch angestarrt werden. Die eben nichts dafür können müssen mit den Blicken leben. Das war mir vorher schon bewusst, ich MUSS mit den Blicken leben. Das die Leute Mitleid haben prangere ich auch gar nicht an. Es ist für mich eine neue Erfahrung mit der ich erst umgehen lernen muss. Ich hoffe die Stärke kehrt bald wieder zurück zu mir und ich lasse mich davon nicht mehr irritieren.
Pummelfee meint
Ein schöner Beitrag von dir, ich mag es wenn du einfach aus dir heraus sprichst…
Ich schaue die Leute wohl auch eher mit Mitleid an die im Rollstuhl sitzen, vor allem wenn sie so jung sind…ich denke mir halt immer das es nicht fais ist…aber was ist schon fair. Und Neid ist was ganz schlimmes, also ich finde es furchtbar. Ich möchte nicht mal das mich jemand beneidet… aber ich weiß wie du das gemeint hast. Sei aber froh das die Leute dir lieber helfen wollen…es wird auch welche geben die werden dich links liegen lassen…und das ist schlimmer als Mitleid.
Und das Foto ist ein Träumchen…soooo hübsch…echt 🙂
LG Adriana
Saboura meint
Was du schreibst habe ich die letzten Tage schon sehr oft an anderer Stelle gehört…von wem? Von meiner kleinen Schwester. Sie hat Multiple Sklerose und musste schon im Rollstuhl sitzen, hat sich dann nochmal raus geschafft und jetzt gerade ist es wieder schlimmer und sie läuft mit dem Stock…wir stehen gerade an einem, für uns alle schwierigen, Wendepunkt bzw. Entscheidungspunkt. Wegen Medikamenten, die alle nicht ohne sind, alle mit schwerwiegenden gesundheitlichen Nebenwirkungen.
Aber da sie immer mal wieder mit Stock oder Rolli zurecht kommen muss hat sie sich ganz ähnlich geäußert. Sie will kein Mitleid, weil der Kopf klar ist, nur der Körper eben nicht immer so will, wie sie es gerne möchte. Aber die bemitleidenden Blicke verletzen sie ebenfalls sehr, dass sie sich so klein, so armselig fühlt. Für mich als Schwester ist sie natürlich meine Kleine, und am liebsten würde ich sie vor allem fernhalten, aber genau das möchte sie ja auch nicht. Sie möchte "normal" leben!
Dein Text könnte wirklich von ihr stammen. Ich weiß, dass egal welche Worte man auch sagt, keines würde es besser machen. Ich würde mir wünschen, dass es vielleicht doch mal ein Umdenken gibt und man mit "normalen" Blicken gesehen wird.
Liebe Grüße Sabrin <3
Mia meint
Liebe Sabrin,
MS ist eine harte und leider auch tückische Krankheit. Nie weiß man wie es einem geht, wie der Körper reagiert. Deine Schwester, kann ich natürlich verstehen. Niemand will den ganzen Tag an seine Krankheit erinnert werden. Sie will auch nur versuchen ihren Alltag zu leben und da ist es schwer wenn einem immer vor Augen geführt wird, dass es nicht geht. Du als große Schwester darfst bestimmt helfen, du kennst Sie du erlebst Sie und kannst auch "Mit-leiden". So sehe ich das, in meiner nahen Umgebung empfinde ich das nicht so schlimm wie von Fremden.
Das ist natürlich wieder einer andere Empfindungssache.
Ich wünsche euch alles Gute, und das es wieder vorwärts geht!!
Anonym meint
Ich hatte bis vor einigen Wochen noch nie in meinem Leben (Ich bin 30 Jahre alt!) Kontakt zu Menschen mit körperlicher Behinderung. Vorher war mir das nie aufgefallen, aber da wurde es mir erstmals bewusst. Ich habe nämlich ein Praktikum in einer Förderschule gemacht. Eine Schule für geistig und/oder körperlich behinderte Kinder. Und was hab ich mir Gedanken gemacht. "Kann ich die so anfassen wie normale Kinder? Wie viel Hilfe brauchen sie? Was darf ich, und was nicht?" Und was kam am Ende raus? Das es ganz normale Kinder sind, die einfach etwas besonderes haben. Ein Junge in meiner Klasse saß auch im Rollstuhl und ich kann dir sagen – Am Anfang war das schon komisch. Ich hab so ein Ding ja noch nie benutzt, geschweige denn mit Kind drin. Aber nach ein paar Tagen war das wie weggeblasen. Es war einfach "normal" geworden. Ich hatte keine Berühungsängste mehr und wenn ich etwas nicht wusste habe ich einfach rumprobiert.
Vielleicht hatten sie wirklich Mitleid mit dir, so ein Flug aus dem Rolli sieht von außen betrachtet ja auch ganz schön heftig aus. Ich selbst wäre wohl hin und her gerissen zwischen "Ohweia, da ist jemand aus dem Rolli gesegelt – Vielleicht braucht er/sie Hilfe" und "Vielleicht will der jenige meine Hilfe garnicht" Aber wie oft hilft eben niemand?
So. Genieß deine Freiheit! Und ich würde auch gerne mal ein Bild vom Rolli sehen!
Mia meint
Deine Geschichte erinnert mich an mich selbst. Ja auch ich hätte Berührungsängste. Ich finde es schön das es für dich mittlerweile so normal ist, dass du auch den Kindern das Gefühl weiter geben konntest.
Ja ich gebe zu. Von Außen betrachtet wirkt es sehr hart so ein Rolli-Sturzflug. Hätte ich mich gesehen, wäre ich wohl auch hin gelaufen.Nur habe ich es zum ersten Mal aus der anderen Perspektive gesehen, und das war ebenso hart, nur unerwarteter!
kima♥ meint
Dein Text stimmt mich traurig und regt mich zum nachdenken an. Aber das einzige was ich sagen kann ist. Du bist der Mensch, der du sein willst. So wie du dich siehst so bist du auch. Keine Blicke oder Mitleid ändern etwas daran. Denn nur du bestimmst wer du bist. Was andere denken oder welche Gefühle sie dir gegenüber zum Ausdruck bringen ist nicht von Bedeutung. Denn es ist egal was andere denken. Es ist auch egal wie sie sich dir gegenüber benehmen. Denn wenn dir dein Rollstuhl wieder das Gefühl von Freiheit gibt, und du dadurch wieder besser fühlst, dann lass Fremde Menschen doch denken was sie wollen. Fühl dich einfach nur gut. Zieh dein Ding durch und verliere dein Lachen nicht. Denn genauso wie diese Menschen entscheiden wie sie mit dir umgehen, kannst du genauso entscheiden wie du damit umgehst. Genieße deine wiedergewonnen Freiheit. Lass dich von Blicken nicht unterkriegen. Du hast geschrieben wie du dich siehst. Viele andere Menschen sehen dich auch so. Sei die Person die du selber in dir siehst und nicht das was Blicke und laute Worte aus dir machen wollen. Liebste Grüße ohne Mitleid sondern mit Bewunderung!♥
Mia meint
Danke dir für die lieb gewählten Worte!! Du hast recht, Kopf hoch und das beste draus machen!
Frau Auge meint
Ich finde es großartig, dass Du das hier in dieses Internet geschrieben hast! Und ich wünsche der Welt, dass das sehr viele Menschen lesen.
Nria meint
Wie schön für dich, wieder mobil zu sein! 🙂
Ich denke auch, das Mitleid kommt von Hilflosigkeit. Es ist aber auch gar nicht so einfach, richtig auf Menschen mit Behinderung/temporärem oder dauerhaftem Handicap zu reagieren – ein Rollstuhl sticht nunmal aus der Masse heraus, genau wie blaue Haare oder eine pinkfarbene Jacke, und da schaue ich ganz unwillkürlich länger hin als auf die graue Masse. Das wird derjenige vielleicht als "Anstarren" werten, das ist unerwünscht, also versuche ich das zu vermeiden, aber das wird dann als "Wegschauen" angesehen, auch wieder nicht richtig *gg* aber "so anschauen wie jeden anderen auch" ist halt schwer, weil ein Rollstuhl – wie gesagt – nunmal auffällt 😉
Ich habe nicht unbedingt Mitleid mit einem Rollstuhlfahrer. Wenn jemand damit an mir vorbeisaust (viele können damit ja ziemlich schnell fahren), hat derjenige mir in dem Moment ja sogar was voraus. Unwillkürliches Mitleid habe ich eher, wenn ich sehe, dass jemand nicht so kann, wie er will. Das lässt sich aber auch nicht einfach abstellen.
Ich denke nur wiederum nicht, dass man jemandem ansieht, ob er Hilfe will/braucht oder nicht. Mir holt jedenfalls keiner ungefragt die Sachen aus dem obersten Supermarktregal, egal wie verzweifelt ich mich strecke *gg* (ich bin knapp über 1,50 m und hab da manchmal Problemchen …)
Anonym meint
Hey Mia,
du bist eine wirklich hübsche Frau. Sobald du dich mehr an den Rolli gewöhnt hast und ganz selbstverständlich mit ihm unterwegs bist, werden die Leute auch hauptsächlich die Person darin sehen. Es hängt nämlich ganz maßgeblich von deiner Ausstrahlung ab. Ich bin jetzt seit einigen Jahren Rollifahrerin und ich habe so gut wie nie Mitleid oder "komische" Situationen erlebt.
Alles Liebe für dich!
Ela Z. meint
Hey Mia,
in Deine Lage versetzen kann ich mich nicht und eine schlaue Weisheit habe ich auch nicht parat. Was hältst Du davon bei Deiner nächsten Begegnung dieser Art (an der Kasse) ebenfalls in lautem Ton zu antworten. Auf eine überspitzte und resolute Art und Weise stellt man damit seinen Standpunkt dar. Klar ist das nicht einfach und auch nicht jedermanns Art, aber vielleicht wird genau das irgendwann mal genau die richtige Reaktion sein…
Genauso wie die Mädels vor mir glaube ich daran, dass Du die Kraft haben wirst zu zeigen, dass Du das Mitleid der anderen nicht brauchst! Und dann wird man nicht als erstes den Rollstuhl sehen, sondern das wunderhübsche, perfekt geschminkte Mädel!
Lourdes Gallardo meint
Hallo liebe Mia, ich hab mich sehr gefreut zu lesen, das du dich sehr über deinen Rollstuhl gefreut hast und es gleich benutzt hast. Die Blicke wirst du bald nicht mehr wahrnehmen und das eine Verkäuferin dich anschreit, weil sie meint, du wärst auch noch taub, da wirst du auch noch keck zurück antworten können. Neulich ist mir eine junge Frau im Rollstuhl entgegen gekommen und ich schaute sie an und lächelte und sie lächelte zurück. Ich empfand kein Mitleid sondern sie ist mir aufgefallen, weil sie so strahlte – man sah ihr an, dass sie glücklich war. Da konnte man sie einfach nur anlächeln.
Rubinengel Yvonne meint
Aus eigener Erfahrung kann ich dir wirklich nur eines sagen, es wird dir noch sehr häufig passieren. Sieh es nicht negativ, Menschen die Mitleid haben, zeigen das sie versuchen mit dir zu fühlen, sie versuche dich zu verstehen und in dich hinein zuversetzen.
Als Autistin komme ich immer wieder in diese Situation wie du sie mit der Kassiererin hattest, die Menschen sprechen sehr laut und über deutlich mit mir, fangen an zu erklären, wo es eigentlich keiner Erklärung bedarf. Woher sollen sie auch wissen das mein IQ wesentlich höher ist als der ihrige? Nur Menschen die mich näher kennen wissen um mein Krankheitsbild, wissen wo meine Grenzen anfangen, was ich fähig bin zu leisten und wo meine Schwierigkeiten liegen.
Zudem geht auch jeder Behinderte mit seinem Handicap anders um, manche finden Hilfe ok, manche lehnen sie gänzlich ab, manche finden es unhöflich wenn man in die Hocke geht um sich mit ihnen zu unterhalten, andere mögen nicht ständig aufzusehen. Und manche Momente sind einfach zu kurz um zu analysieren, wird meine Hilfe nun gewünscht oder nicht.
Ich versuche immer Humorvoll mit meinem Autismus umzugehen, das überbrückt viele Unsicherheiten, die meinen und die von den Anderen.
Genieße deine neu gewonnene Freiheit mit dem Rolli, das ist das was zählt und nicht was andere vielleicht denken 😉
viele liebe Grüße Rubinengel
Saboura meint
Liebe Mia,
danke für deine lieben Worte. Aber zu Dir, ich empfinde dich alleine durch das Lesen deines Blogs als eine lebensfrohe und für mich auch sehr attraktive junge Frau. Dein Stil und auch die Art deines Schreibens ist so "hübsch", dass ich mir kaum vorstellen kann, dass man dich mitleidig anschaut. Weil wenn ein Foto von Dir schon soviel "ausstrahlt", dann tust du es als Inhaberin eines heißen Gefährtes doch sicherlich umso mehr, wenn du darin durch die Stadt cruist 🙂 Ich wünsche Dir, dass man ihn einfach bald nur als neues Accessoires an Dir, bei Dir, sieht 🙂
Worte wie "Das wird schon", oder "Du schaffst das, du bist doch ne Starke"…mag ich selbst nicht so gerne. Aber ich wünsche Dir wirklich, dass es besser wird und du deinen Stolz beibehältst, den du durch die neue "alte" Selbstständigkeit wieder bekommen hast.
Würde Dich gerne mal in Kombi mit deinem neuen Gefährt sehen, wenn du bereit dazu bist.
Herzliche Grüße Sabrin <3
Mia meint
Ich sehe ein, wie man es macht, es kann beides falsch sein. Aber viele Leute fragen mich oft ob ich Hilfe brauche, andere helfen mir einfach und fragen nicht. Ich denke die Frage-Methode ist eine nette Lösung. Genauso wie ich fragen würde, wenn es mal nicht von alleine klappt. Und…..ja ich sause auch gerne schnell vorbei und denke mir meinen Vorteil 😀
Mia meint
Vielen Dank, du wirst recht haben müssen. Die Erfahrungen kommt mit der Zeit 😉
Einoel meint
Hallo Mia
Ich kann mich nur wiederholen in dem, was in den anderen Kommentaren schon steht – sehr mutig von dir, dass Du so offen über dieses schwirige Thema schreibst. Es wäre falsch zu sagen, dass ich verstehen kann, wie Du dich fühlst, aber ich kann es mir vorstellen. Jedoch muss ich auch sagen, so aus der Sicht von einem der "Mitleidig-guckenden". Ich weiss oftmals nicht, wie ich mich in der Gegenwart von handicapierten Menschen verhalten soll. Einige werden böse, wenn man helfen will, weil sie total selbstständig sind. Für einen Aussenstehenden ist das aber nicht immer auf den ersten Blick erkennbar, jedenfalls nicht für mich. Ich denke, dass ich da eben nicht die einzige bin, viele wissen nicht, wie sie sich einer Situation wie von Dir beschrieben verhalten sollen… ich kann gut nachvollziehen, dass Dich das Mitleid verletzt und eigentlich das totale Gegenteil von dem erreicht, was es eigentlich sollte. Aber ich möchte Dir nur sagen, dass es oft nicht böse gemeint ist, sondern einfach aus Unsicherheit und Hilflosigkeit entsteht.
es freut mich für Dich, dass Du wieder mobil bist, ist sicher super wenn Du ein Stück Selbstständigkeit zurückgewonnen zu haben 🙂
Liebe Grüsse
Leonie :-*
Anonym meint
Liebe Mia.
Erstmal Kompliment zu deinem Blog! Ich gucke immer wieder gerne rein und lasse mich von deinen Outfits inspirieren. Schön wie du eigen Stil mit neuen Trends mischst.
Zu diesem Eintrag wollte ich gerne einen Kommentar da lassen. Ich arbeite nun seit einigen Jahren neben dem Studium in einer Reha Klinik. Wie du dir schon denken kannst habe ich dort auch viel mit Menschen zu tun die einen Rollstuhl nutzen. So wie viele, habe ich diese am Anfang nur als "Rollstuhlfahrer" gesehen und habe den Menschen dahinter ganz vergessen. Mitleid bleibt dabei als Außenstehender nicht aus.
Doch jetzt nach einigen Jahren verstehe ich endlich mehr. Es geht garnicht um den Rollstuhl, der ist ja nur Mittel zum Zweck, so wie Beine es auch sind. Mitleid habe ich schon lange nicht mehr. Für mich ist es mittlerweile gleich ob mit Beinen, ohne Beine, mit Rollstuhl, ohne Rollstuhl. Mensch ist Mensch!
Doch das ist schwer zu verstehen für Leute die damit keine Berührungspunkte haben. Die sehen nur einen Rollstuhl und haben Mitleid. Das ist schade und ich hoffe, dass zumindest dein naher Umkreis lernt damit umzugehen und du nicht in die Rolle von der Frau im Rollstuhl stecken bleibst.
Schön, dass du mit dem Thema so offen umgehst. Ich wünsche Dir alles Gute für deine Zukunft. Mach weiter so!
Viele Grüße,
Louisa.
22hanna33 meint
ich finde es schon irgendwie skurril, dass diese Verkäuferin dich so angebrüllt hat, eine junge frau, die "nur" im Rollstuhl sitzt, jung und gepflegt, alleine das du alleine und so geschminkt unterwegs bist, sollte doch rückschlüsse auf deine geistige Verfassung zulassen !?
ich glaube, dass ganz viele menschen Berührungsängste haben, wieviel lange gucken ist normal, soll ich helfen, oder lieber nicht… die sind leider selber unsicher und machen dich damit unsicher. ich habe das Gefühl, dass wir immer mehr in einer welt leben, die aus Fassade besteht, alles ist immer toll und spitze und klasse, mir geht es immer gut, ich habe viele freunde und immer spaß und finanzielle Probleme und Stimmungstiefs darf man nur kaum seinen besten freunden zeigen, denn die Fassade muss glänzen. dein gesundheitliches Problem sieht man sofort (im Gegensatz zu steigenden zahlen depressiver Menschen).
die leute sind es nicht mehr gewöhnt, dass nicht perfekte zu sehen (wobei das, das normale ist). aber je bekannter die Situation für dich ist, desto weniger wirst du die blicke merken.
vielleicht wird diesem Mädchen, von dem du schreibst auch einfach bewusst, wie vergänglich das leben ist, wie schnell kann einfach mal eine Erkrankung ganz plötzlich da sein, die mehr ist als ein blöder schnupfen…
… und ganz vielleicht, ist es kein mitleid, was du da in den augen siehst, sondern mitgefühl für deine Situation und ich finde, dass das ein unterschied ist.
hast du denn deine Einschränkung schon ganz für dich akzeptiert, dich damit in der Öffentlichkeit zu zeigen? (ich habe mich ein wenig gewundert, dass bei deinen schicken Bildern die die krücken zu sehen sind).
ich drücke dir die Daumen, dass die blicke weniger werden und du lernst es von dir abprallen zu lassen.
ps. hut ab, größter Respekt vor deinem ehrlichen nicht-plastik-welt post, danke.
Ahnungslose Wissende meint
Also ich denke, es war in erster Linie eher Hilfsbereitschaft als Mitleid, die den Mann und die Frau dazu trieb, dir nach deinem Sturz wieder in den Rollstuhl zu helfen und das ist doch etwas Positives. Stelle dir vor, sie wären einfach ohne jegliche Regung an dir vorbeigezogen, während du auf dem Boden liegst. Wäre das nicht viel schlimmer gewesen?
Hilfsbereitschaft und MitGEFÜHL, was im Übrigen ein viel Schöneres und Passenderes Wort ist, haben jene zwei dazu getrieben, dir wieder aufzuhelfen und ich bin mir sicher, du würdest auch nicht einfach wegsehen, wenn jemand in deiner Nähe stürzt, sondern ihm aufhelfen, oder?
Genieße weiterhin deine neu erlangte Freiheit und lass dich nicht unterkriegen…
Anonym meint
Das mit dem Mitleid lässt sich schwer steuern. Wenn ich eine junge Frau im Rollstuhl sehen würde, hätte ich dieses Gefühl vielleicht auch. Ich würde es – denke ich – nicht zeigen, aber da wäre es schon. Man vergleicht ganz unbewusst nach dem Motto "Die Arme – was, wenn es mir so ginge?". Das löst halt so einen Gefühlsmix aus – Mitleid, ein bisschen Abgrenzungsgefühl, ein bisschen Helfen-Wollen-Gefühl. Ich glaube, im ersten Moment kommt kaum jemand auf die Idee, dass der/die Rollifahrer(in) froh ist, durch den Rolli am Leben teilhaben zu können. Dass sie sich nicht schwach und gehandicapt, sondern gestärkt und frei(er) fühlt. Blödes Denkschema, aber da steckt man eben drin.
Anonym meint
Also, ich denke nicht, dass man Behindertenparkplätze oder sonstige Dinge als "Vorzüge" sehen sollte, wie es hier genannt wurde. Es ist einfach eine Erleichterung für jemanden, der nicht so wendig und mobil ist wie jemand ohne Einschränkung. Das empfinde ich einfach als höflich und im Alltag entlastend, demjenigen die Möglichkeit einzurichten, dass er näher an einem Objekt parken kann, der Parkplatz allein schon aus technischen Gründen größer sein muss und all diese "Kleinigkeiten".
Ich denke du bist im Moment einfach dafür sensibilisiert, auf die Blicke der anderen Menschen zu achten, gerade da du ja auch schon sehr feinfühlig für deine Umwelt bist, weil du dich immer mit den Blicken in deinem Umfeld auseinandergesetzt hast wegen deiner Figur. Ich selbst bin auch übergewichtig und kenne diese Blicke also auch.
Du solltest aber denke ich unterscheiden, ob die Leute dir einfach nur helfen wollen, oder ob sie Mitleid haben. Ich kann da natürlich nur für mich sprechen, aber es ist für mich einfach eine Form der Höflichkeit jemandem der im Rollstuhl sitzt oder der z. B. Krücken hat meine Hilfe anzubieten. Ich beschränke meine Hilfe aber nicht nur auf Menschen die körperliche Probleme haben. Für mich macht es keinen Unterschied, ob ich jemandem mit Kinderwagen, älteren Leuten mit Rollator, einfach einer Person die viel zu tragen hat oder jemandem im Rollstuhl die Tür aufhalte.
Die Menschen, die dir helfen, wie z. B. auf der Straße bei deinem Sturz, sind noch viel verunsicherter als du.
Ich weiß welche Blicke du meinst, ich arbeite mit einer Kollegin zusammen, die auf den Rollstuhl angewiesen ist und kenne deshalb die Blicke der anderen Menschen, ich würde sie aber gar nicht als Mitleid deuten, sondern als eine Art "peinlich berührt sein", da wir im Alltag einfach zu selten mit Menschen zusammen sind, die auf Hilfmittel angewiesen sind und wir deshalb damit nicht recht umgehen können.
Bitte interpretier nicht so viel in die Blicke der anderen Menschen. Denk an dein Gefühl der anfänglichen Freude und versuche es zurückzuerlangen.
Alsuna meint
Liebe Mia,
ich habe deinen Post gelesen und kann dich gut verstehen. Ich bin seit meinem zweiten Lebensjahr auf einen Rollstuhl angewiesen…und entsprechend normal ist das für mich. Die Erfahrung, dass einen viele Leute für zurückgeblieben halten nur weil man einen Rollstuhl hat, habe ich schon sehr oft gemacht. Witziger Weise auch die Erfahrung, in der man dachte ich "sei nicht behindert", weil ich jung und sonst normal aussehend bin…und den Rollstuhl nur aus Spaß hätte, genauso wie meinen Schwerbehindertenausweis…<_<.
Vermutlich kommen viele kuriose Reaktionen von Fremden oft daher, dass sie nicht wissen wie sie reagieren sollen…ich mein klar, ich bin behindert,aber deswegen bin ich nicht doof…oder darf mich nicht schminken..etc.
Der Rollstuhl hilft dir mit deinen Schmerzen besser zu leben,wenn ich das richtig gelesen habe, alles andere ist doch weniger wichtig.
Liebe Grüße
Mia meint
Die Krücken oder der Rollstuhl sind für mich nur eine "Mobilitätsgarantie", daher nur wie ein "Auto", und deswegen nicht auf meinen Bildern 🙂
Danke dir für deinen Kommentar
Mia meint
Es ging ja gar nicht um die Hilfe an sich. Es war nur so erschreckend mich von einer neuen Seite kennen zu lernen die dieses Gefühl in fremden Menschen aufkommen lässt 🙂
Mia meint
Danke Lousia,
du hast es richtig erfasst. Es ist nur ein Mittel zum Zweck und daher auch kein Grund in Mitleid zu verfallen.
Vielen Dank
Mia meint
Für mich ist das alles neu. Die Blicke, die Reaktionen die Gefühle die aufkommen. Ich denke deswegen bin ich auch noch sehr angreifbar in meinem Stolz, wenn meine Selbständigkeit in Frage gestellt wird. Ich hoffe es wird für mich auch irgendwann zur nebensache. Danke für deinen Kommentar 😉
Mia meint
Du hast recht! Es sind keine Vorzüge sondern zum Teil einfach Notwendig! Gegen Hilfe allgemein habe ich nichts. Das andere, dieses neue Gefühl wie Leute mich einem umgehen ist nach so vielen Jahren der Selbständigkeit und damit muss ich erst mal lernen umzugehen.
Mia meint
Ich danke dir Leonie.
Ich hoffe ich finde einen Weg mit mir und dem "Mitleid" umzugehen 🙂
Anonym meint
Hallo Mia. Weißt du was: Du hast den Leuten, die dich mitleidig anschauen, etwas voraus: Du hast die Situation akzeptiert. Du hast dich damit abgefunden. Du bist drüber hinweg gekommen und hast dich damit arrangiert. Du machst das Beste daraus. Die anderen Leute hingegen, haben einfach keine Ahnung davon und wissen oft nicht, wie man mit solchen Situationen umgehen soll. Es ist einfach fremd für manche. Also könnte man ja eigentlich die Sache umdrehen und die Gaffer bemitleiden, weil sie so unflexibel sind in ihrem Leben und sich nicht mit außergewöhnlichen Situationen in dieser Art im Alltag auseinandersetzen müssen. Du hingegen hast es drauf. So oder so!